Biographie

albertus-magnus Albertus Magnus wurde um 1200 in Lauingen an der Donau geboren. Über seine Herkunft und Jugendzeit wissen wir kaum etwas. In seinen Werken schildert er selbst uns später einiges über seine Beobachtungsfreude schon in jungen Jahren. In den zwanziger Jahres des 13. Jahrhunderts begegnen wir Albert in Norditalien, wo er sich wohl bei einem Verwandten aufhielt. Wir können davon ausgehen, daß Albert an der Universität Padua studierte, vermutlich die geisteswissenschaftlichen Grundlagenfächer Grammatik, Logik und Rhetorik, sowie vielleicht auch Jura und Medizin. Hier begegnete er Jordan von Sachsen, dem zweiten Ordensmeister des gerade erst gegründeten Dominikanerordens.
Der Predigerorden, nach seinem Gründer Dominikus seit dem 15. Jahrhundert auch Dominikanerorden genannt, war aus den religiösen Aufbruchbewegungen des späten 12. Jahrhunderts entstanden. Seine Wurzeln liegen in einer intellektuell geprägten Armutsbewegung, die sich gegen die Macht von Besitz und Herkunft richtete; hiergegen wurden Wissen und Tugend als neue Werte gesetzt. Schon Dominikus brachte die von ihm gegründete Gemeinschaft mit den Schulen in Verbindung, die sich gerade in dieser Zeit zu den ersten Universitäten entwickelten. Der neue Orden rekrutierte mit Vorliebe in den europäischen Universitätsstädten Mitglieder für den rasch wachsenden Orden: junge, mutige Intellektuelle mit großer Einsatzbereitschaft und der Freiheit dorthin zu gehen, wo sie gebraucht werden.
In diesem Geiste predigte Jodan von Sachsen in Padua. Im Jahre 1223 oder 1229 wird Albert ihn gehört haben. Die Legende weiß diese Zeit der Entscheidung für ein Ordensleben mit vielerlei Anfechtung auszuschmücken. Albert trat in den Orden ein. Er wurde zum Noviziat und zur Fortsetzung seines Studiums in die bedeutendste Ordensniederlassung in Deutschland, nach Köln gesandt. Dort studierte er Theologie, wie sie zu dieser Zeit üblich war: die Sentenzen der Kirchenväter, die Heilige Schrift und die liturgischen Bücher, das heißt vor allem: Dogmatik und Moraltheologie.
Was er gelernt hatte, das lehrte er alsbald. In den folgenden Jahren sehen wir Albert als Dozenten in den Dominikanerkonventen in Freiburg, Regensburg, Straßburg und wiederum Köln - lehrend, lesend und schreibend. Seine ersten Werke stammen aus dieser Zeit.
Anfang der vierziger Jahre des 13. Jahrhunderts wurde Albert vom Ordensmeister Johannes von Wildeshausen zum Promotionsstudium nach Paris geschickt. Paris ist zu dieser Zeit das, was man heute ein Exzellenzzentrum mit internationaler Ausstrahlung nennt, der Treffpunkt für die intellektuelle Elite des Abendlandes, ein Umschlagplatz für neue Ideen und unbekannte Texte. Hier absolvierte Albert seine Assistentenzeit und promovierte 1245.
Gleich darauf übernahm er an der Pariser Universität einen der Lehrstühle, die für Nichtfranzosen reserviert waren: Er wurde Mitglied eines international besetzten Kollegiums für eine international bestimmte Hörerschaft. Wohl der berühmteste Schüler Alberts aus dieser Zeit war Thomas von Aquin.
autograph Im Mai 1248 wurde vom in Paris tagenden Generalkapitel der Dominikaner beschlossen, neben Paris vier weitere Generalstudien zu errichten, um die Ausbildung des rasch wachsenden Ordensnachwuchses zu gewährleisten. Montpellier, Bologna, Oxford und Köln wurden als Standorte gewählt. Albertus Magnus, der inzwischen drei Jahre als Professor der Theologie in Paris gelehrt hatte, wurde mit dem Aufbau des Kölner Generalstudiums betraut. Sein begabtester Schüler, Thomas von Aquin, folgte ihm von Paris nach Köln. Albert legte hier seinen Vorlesungen auch andere Texte zugrunde, als sie im Standardprogramm üblich waren. Seine Kommentar-Zyklen zu Dionysios Ps.-Areopagita und Aristoteles nahmen hier ihren Anfang.
Im Jahre 1254 mußte Albert seine langjährige Lehrtätigkeit unterbrechen - was aber keineswegs bedeutete, daß seine Forschung zum Erliegen kam. Auf dem Provinzkapitel zu Worms war er zum Provinzial der Teutonia gewählt worden, ein Amt das er drei Jahre innehatte. Er besuchte in dieser Zeit fast alle der inzwischen 40 Dominikaner-Konvente zusätzlich die 20 Frauenklöster; alles zu Fuß, quer durch Mitteleuropa.
Zum Abschluß dieser Reisen traf er mit dem Papst zusammen, und dieses Treffen war notwendig dem Orden zuliebe. Ein Professor der Universität Paris hatte die Dominikaner und alle Bettelorden hart angegriffen und beim Papst denunziert. Albert verteidigte seinen Orden und damit die Wissenschaftskultur, für die er steht. Sein Engagement war so erfolgreich, daß der Papst ihn bat, Gastvorlesungen am päpstlichen Hof zu halten.
1258 treffen wir Albert wieder in Köln an. Dort wurde er sehnsüchtig erwartet, nicht nur von seinen Schülern und Mitbrüdern. Die Kölner Bürger waren es, die ihn brauchten. Schon sechs Jahre zuvor war es Albert geglückt, den Streit zwischen den Bürgern von Köln und Erzbischof Konrad von Hochstaden zu schlichten ("Kleiner Schied"). Jetzt sechs Jahre später, war der Streit erneut eskaliert. Bei Frechen war es zum Gemetzel zwischen den Truppen beider Seiten gekommen. Wiederum gelang es Albert, einen Schiedsspruch zu fällen, der von beiden Seiten akzeptiert wurde ("Großer Schied").
albertus-magnus Anfang 1260 erreichte Albert das Schreiben Papst Alexander IV., das ihn zum Bischof von Regensburg bestellte. Dies geschah gegen den erklärten Willen des Ordensmeisters der Dominikaner: "Lieber will ich Dich tot auf der Bahre liegen sehen", schrieb der in einem Brief an Albert, "als auf dem Bischofsstuhl von Regensburg." Doch Albert beugte sich dem Willen des Papstes. Nach nur anderthalb Jahren hatte er die geistlichen und wirtschaftlichen Verhältnisse so gut geregelt, daß er das Bistum einem - nunmehr wieder vom Domkapitel gewählten - Nachfolger überlassen konnte.
Papst Urban IV., der Alberts Rücktrittsgesuch als Bischof von Regensburg annahm, betraute ihn wiederum mit wissenschaftlichen Aufgaben an der Kurie. Magister Heinrich der Poet fand in seiner Dichtung über das wissenschaftliche Umfeld an der römischen Kurie rühmende Worte für Albert: "Dort ist einer, der, wenn alle Philosophie verschwände, sie neu schaffen könnte. Dieser neue Erfinder würde sie besser wiederaufrichten und die alten Philosophen durch die Würde seines Könnens überflügeln."
Schließlich setzte der Papst Albert als Kreuzzugsprediger für Deutschland und Böhmen ein. Wenngleich es für diese Zeit verschiedene Urkunden über Amtshandlungen Alberts an verschiedenen Orten gibt, so ist doch über sein eigentliches Wirken als Prediger nichts bekannt. Tatsächlich hatte sich die Kreuzzugsidee längst überlebt, und als Papst Urban 1264 starb, stellte Albert diese Tätigkeit ein.
Er lebte in den folgenden Jahren in Würzburg und Straßburg - wahrscheinlich seinem Schüler Ulrich von Straßburg folgend, der ihn in seiner wissenschaftlichen Tätigkeit unterstützte.
Etwa 1270 kehrte Albert schließlich nach Köln zurück, wo er die letzten zehn Jahre seines Lebens verbrachte. Urkunden und Briefe belegen seine weiterhin rege Tätigkeit - bei der Weihe von Kirchen, Kapellen und Altären, aber auch bei der Regelung von Rechtsgeschäften und als Friedensmittler.
Wiederum war es zu einem heftigen Zerwürfnis zwischen Erzbischof (Engelbert II.) und Kölner Bürgern gekommen. Der Bischof saß seit Jahren auf Schloß Nideggen in Haft, über die Stadt war das Interdikt verhängt. Albert gelang es, den Bischof zur Umkehr zu bewegen, und er führte alle weiteren Verhandlungen. Engelbert gab eine Friedenserklärung ab, aber erst unter seinem Nachfolger wurden die Kirchenstrafen für die Stadt aufgehoben
albertus-magnus Der letzte nachweislich von Albert "bei körperlicher und geistiger Gesundheit" verfaßte Text ist sein im Januar 1279 errichtetes Testament. In ihm hob er die Brüder des Kölner Konvents hervor, "bei denen ich länger als sonst irgendwo gewohnt und gelehrt habe und die sich um mich durch viele Wohltaten und Liebesdienste verdient gemacht haben". Ihnen vermachte er nicht nur seine Bücher für die Bibliothek und seine liturgischen Gewänder für die Sakristei, sondern auch sein Vermögen, damit es zur baulichen Vollendung des Chores der Kirche verwendet würde.
Am 15. November 1280 starb Albert in Köln. Sein Grab fand er ursprünglich in der Dominikanerkirche. Nach Aufhebung und Zerstörung des Klosters findet es sich heute in der Kirche St. Andreas in Köln.

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